Die wichtigste Norm für Isolierer wurde überarbeitet und im Mai 2023 veröffentlicht. Die wesentlichsten Änderungen und Neuerungen sind nachfolgend zusammengefasst. Dieser Beitrag wird in Ausgabe 3.2023, die am 18. September 2023 erscheint, mit einem 2. Teil fortgesetzt.
Die DIN 4140 „Dämmarbeiten an betriebstechnischen Anlagen in der Industrie und in der technischen Gebäudeausrüstung – Ausführung von Wärme- und Kältedämmungen“ ist für uns Isolierer die wichtigste Norm bei der Ausführung von technischen Dämmungen. Diese Norm wird, wie bei allen DIN-Normen üblich, alle 5 Jahre geprüft, ob eine Überarbeitung notwendig ist, und dann entsprechend in dem Arbeitskreis diskutiert und weiterentwickelt.
Der Arbeitskreis setzt sich dabei aus allen interessierten Kreisen (offizieller DIN-Terminus) zusammen, der bei dieser DIN aus Dämmstoffherstellern, Verarbeitern aus Industrie und Haustechnik sowie Anlagenbetreibern besteht. Zusätzlich wird der Arbeitskreis durch das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. (FIW München) unterstützt und bei Bedarf wurden weitere Experten zu einzelnen Themen eingeladen.
Zusammenfassung der Änderungen
Am Anfang jeder DIN-Norm gibt es eine Zusammenfassung über die Änderungen, die im Vergleich zur letzten Ausgabe umgesetzt wurden. Diese sind für die DIN 4140 im Vergleich zur Ausgabe 2014-04 wie folgt:
Auszug aus der Norm
a) dieses Dokument wurde technisch überarbeitet;
b) Anpassung an das veröffentlichte Gebäudeenergiegesetz (GEG:2020);
c) aufgeführte Dämmstoffe wurden an den Stand der Technik angepasst;
d) (Baustoff-)Klassen nach DIN 4102 und DIN EN 13501-1 wurden überprüft, verglichen und angepasst;
e) nicht mehr gebräuchliche Lieferformen wurden gestrichen;
f) in der Tabelle zur Kontaktkorrosion wurde der Werkstoff Blei gestrichen und Alu-Zink wurde aufgenommen
g) die überarbeiteten Arbeitsblätter der AGI wurden berücksichtigt;
h) Empfehlungen zu Dämmschichtdicken wurden aufgenommen (siehe 4.2 und Anhang D);
i) die Mindestabstände in den Bildern wurden angepasst;
j) neue Stoffe für Dämmauflager bei der Kältedämmung wurden aufgenommen;
k) die Thematik Luftspalt wurde angepasst;
l) der Geltungsbereich bei der Überlappung von Dachneigungen im Außenbereich für profilierte und nicht profilierte Bleche wurde erweitert;
m) verzinkte Schrauben dürfen im Außenbereich nicht mehr verwendet werden;
n) Dämmung an Wärmeübertragungsanlagen mit organischen Wärmeträgern wurde aufgenommen;
o) das Thema Bauteildurchdringung von Luftleitungen in der TGA wurde aufgenommen;
p) das Thema Inspektion von Dämmsystemen wurde aufgenommen;
q) der Inhalt dieses Dokuments wurde redaktionell überarbeitet.
Zusätzlich zu den vom DIN genannten Änderungen wurde auch der Teil des Berührungsschutzes detaillierter beschrieben. Die im Text markierten Themen haben sicherlich den größten Einfluss auf unsere Arbeiten und sollen kurz erläutert werden. Grundsätzlich sollte jedoch jeder Nutzer einer Norm diese ausführlich lesen und verstehen und sich über angebotene Seminare dazu weiterbilden, um immer auf dem aktuellsten Stand zu sein.
Empfehlungen zu Dämmschichtdicken
In der technischen Dämmung haben wir bisher das Problem gehabt, dass es für Anlagen außerhalb der Regelungen des GEG kaum Hinweise und Vorgaben für Dämmdicken gab. Dieses Thema hat unsere Branche über Jahrzehnte beschäftigt und mit der Neuerscheinung der DIN 4140 ist dem Arbeitskreis dazu ein guter Ansatz gelungen.
Für Dämmarbeiten an betriebstechnischen Anlagen, für die es keine Werksspezifikation oder normativen und gesetzlichen Regelungen gibt, soll die Energieeffizienzklasse C der VDI 4610-1 angewendet werden. Diese Empfehlung (keine Pflicht!) soll sowohl für Wärme- und Kältedämmungen bis –30 °C von Neu- und, da wo es möglich ist, auch für Bestandsanlagen gelten.

Anzumerken ist an dieser Stelle, dass die VDI 4610-1 weitere Energieeffizienzklassen definiert, sodass ein Anlagenbetreiber/Planer auch andere Klassen verlangen/ausschreiben kann. Das Interessante an den Energieeffizienzklassen der VDI 4610-1 ist, dass diese komplett unabhängig vom Wärme- bzw. Kältepreis sind, denn diese können mittelfristig nicht wirklich seriös abgeschätzt werden, wie uns die jüngste Vergangenheit gezeigt hat.
Nachweisführung: Zwei Ansätze möglich
Grundsätzlich kann der Nachweis der Energieeffizienzklassen konform zur VDI 4610-1 über zwei Ansätze erfolgen:
Ansatz 1
die max. zulässige Wärmestromdichte, die von der Objektform und der Mediumstemperatur abhängig ist und dann über eine wärmetechnische Berechnung für das gewählte Dämmsystem und den vorhandenen, mittleren Umgebungsbedingungen nachgewiesen werden muss => Ermittlung der notwendigen Dämmdicke, um die zulässige Wärmestromdichte einzuhalten
oder Ansatz 2
die Referenzdämmschichtdicke, die von der Objektform und der Mediumstemperatur abhängig ist. Anschließend muss lediglich der verwendete Dämmstoff die gleichen oder geringere Wärmeleitfähigkeitswerte aufweisen als der Referenzdämmstoff der Richtlinie.

Durch den Ansatz 2 kann ein Planer schnell und einfach den benötigten Platzbedarf über Tabellenwerte oder kleine Berechnungsprogramme für die Ausführung von Dämmarbeiten abschätzen, sodass die Mindestabstände für eine fachgerechte Ausführung gegeben sind.
Eine ausführliche Beschreibung bzgl. der VDI 4610-1 und ihren Energieeffizienzklassen und wie diese zu verwenden sind, würde an dieser Stelle zu weit führen und könnte bei Interesse gerne in einem separaten Artikel dieser Fachzeitschrift erläutert werden.
Sollte das der Fall sein, kontaktieren Sie gerne die Redaktion des Magazins TI Technische Isolierung unter redaktion.ti@rudolf-mueller.de
Hier hat sich etwas verändert: Dämmdickenempfehlung
Das Thema Dämmdickenempfehlung ist sicherlich eine der größten Änderungen in der Neufassung der DIN 4140. Die weiteren wichtigsten Änderungen werden in Teil 2 in der nächsten Ausgabe thematisiert.
Vorschau auf Teil 2 in TI 3.2023
- Mindestabstände
- Anpassungen beim Luftspalt
- Keine Verwendung von verzinkten Schrauben im Außenbereich
- Dämmung an Wärmeübertragungsanlagen mit organischen Wärmeträgern
- Bauteildurchdringung von Luftleitungen in der TGA
- Inspektion von Dämmsystemen
Dieser Artikel und der 2. Teil haben und werden nicht den Detailgrad haben, um die Neuerungen der DIN 4140 umfänglich zu verstehen. Beide Veröffentlichungen sollen vielmehr das Interesse an der Neuauflage der Isolierernorm wecken und zum Selbststudium des neuen Dokuments anregen.
Seminar-Termine des Hauptverbandes zur DIN 4140
Interessierte Personen können an den Seminaren des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie teilnehmen, die zu folgenden Terminen stattfinden:
- 28. Juni 2023 von 08:30 Uhr bis 15:30 Uhr in Bremen
- 29. Juni 2023 von 08:30 Uhr bis 15:30 Uhr in Bremen
Anmeldung und weitere Informationen unter:
Die Neuerscheinung der DIN 4140 kann sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache über den Beuth Verlag bezogen werden.
In der TI-Ausgabe 3.2023: Neuerscheinung der Isolierernorm DIN 4140, Teil 2
In der TI-Ausgabe 4.2023: Was ist beim Lesen einer Norm zu beachten?
Dieser Beitrag ist in Ausgabe 2.2023 des TI Magazins (Juni 2023) erschienen.