Zufällig ist mir beim Suchen von Unterlagen meine alte Baustellenmappe untergekommen, und ich musste ein wenig schmunzeln.
Auf der Mappe klebten Aufkleber mit den damals „begehrtesten“ Slogans der Isolierbranche. Vor mehr als 25 Jahren hat die Kiesewetter-Gruppe diese Aufkleber verteilt, damit jeder Isolierer nach außen zeigen kann, wie cool es ist, Isolierer zu sein. Und damit er voller Stolz und aus voller Überzeugung den Berufstand nach außen präsentiert. Ja, mit einem Lächeln – aber damals hat das was hergemacht und hat für Gesprächsstoff gesorgt.
Ich glaube, dass wir von diesem Stolz und dieser Überzeugung leider in den letzten Jahren mehr und mehr verloren haben. Obwohl das Berufsbild WKSB ein breites Tätigkeitsfeld bietet, umweltschonend und energiesparend ist, fokussieren sich viele nur auf das Kerngeschäft und die Wahrung ihrer eigenen Interessen. Für mehr ist keine Zeit und auch kein Interesse. Um Branchenpolitik und Berufsstandsinteressen sollen sich andere kümmern – so die Denkweise in vielen Köpfen.
Wenn doch mal Engagement für eine größere Sache gefragt ist, kommt die Antwort: Warum gerade ich? Jeder duckt sich weg, will nichts damit zu tun haben. Aber: Wenn alle so denken, passiert gar nichts. Dann gibt es keine Branchenpolitik, keine Wahrung der Interessen, keine Weiterentwicklung von Stand und Regeln der Technik und schon gar keine Innovationen.
Jammern oder die Ärmel hochkrempeln
Die Stärke eines Berufsstandes spiegelt sich in jedem einzelnen Unternehmen und in jedem Unternehmer, der dafür brennt, wider. Wenn alle gleichermaßen diesen Spirit positiv nach außen tragen, pro aktiv darüber sprechen und WKSB-Kompetenz leben, wird sich nicht nur die gesellschaftliche Wahrnehmung verändern, sondern es wird vor allem die eigene Wettbewerbsfähigkeit gestärkt.
Die Situation unserer Branche passt allerdings (leider) allzu gut in das gesamtwirtschaftliche Bild. Wo sind sie denn die deutschen Tugenden wie Beharrlichkeit, Mut und Kampfgeist? Stattdessen wird gejammert und lamentiert, wird auf Work-Life-Balance geachtet und eine 4-Tage-Woche eingeführt. Wollen wir nur jammern oder doch die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam etwas verändern?
Jeder für sich und die Branche als Ganzes müssen wieder etwas schaffen: die WKSB-Branche wieder stark machen, der Gesellschaft positiv vermitteln, welchen gewichtigen Beitrag wir für die Themen Energieeffizienz und Klimaschutz leisten. Und dafür werben, dass ein Beruf in der Isolierbranche und im Isolierhandwerk vielseitig, zukunftsorientiert und in Teilen systemrelevant ist.
Es geht nur gemeinsam
Aber: Nur gemeinsam können wir diese Innovationen entwickeln, nur gemeinsam können wir unsere Branche gut und sicher für die Zukunft aufstellen. Dazu müssen wir unsere Unternehmen innovativer machen, wobei Innovation in diesem Zusammenhang nicht immer nur neue Produkte oder neue Techniken bedeuten muss. Innovativ kann auch die eigene Unternehmensführung oder der Umgang mit Mitarbeitenden und Kunden sein. Innovation beginnt im Kopf mit der richtigen Einstellung und im Dialog.
Wir brauchen mehr Zusammenhalt und mehr gemeinschaftlichen Einsatz. Strukturen dafür gibt es, und jeder ist herzlich eingeladen, sich einzubringen und gemeinsam mit anderen an einem Strang zu ziehen. Was wir aber auf jeden Fall wieder brauchen, ist Stolz – Stolz auf unsere Branche, auf unsere Leistung und unseren gesellschaftlichen Beitrag für die Wirtschaft und die Entwicklung unseres Landes. Stolz, den vor über 25 Jahren die kleine Aufkleber-Serie ausgedrückt hat.
P.S. Wer hat Ideen für neue WKSB-AUFKLEBER?
Gerne an die Redaktion der TI oder direkt an mich.
Über den Autor

Thomas Graber