Pandemie, Ukraine-Krieg, Lieferengpässe und darüber hinaus noch Fachkräftemangel: Die Liste der Herausforderungen für deutsche Unternehmen ist derzeit alles andere als kurz. Die Redaktion sprach mit Marcel Schwartmanns und Mike Westermann, Geschäftsführung der Schwartmanns Maschinenbau GmbH, über die Unternehmensentwicklung in den letzten drei Jahren und Handlungsstrategien in der aktuellen Situation.
Technische Isolierung: Die Zeiten sind nicht leicht, gerade für ein mittelständisches Unternehmen in Deutschland. Wenn wir zuerst einmal auf die Phase seit dem Beginn der Corona-Pandemie blicken: Wie ist Ihr Unternehmen durch die letzten zweieinhalb Jahre gekommen? Gibt es vielleicht auch Positives zu berichten?
Marcel Schwartmanns: Ja, das gibt es durchaus. Auch unter den erschwerten Bedingungen konnten wir einen Vollbetrieb des Unternehmens aufrechterhalten und so weiterhin Maschinen produzieren. Für uns war von vornherein klar, dass wir unseren bereits begonnenen Weg mit voller Energie weitergehen und alle Kraft in unsere aktuellen Projekte einfließt. Natürlich haben wir auch kurzfristige Maßnahmen ergriffen und aufgrund der ausgefallenen Messen neue Vertriebs- und Marketingstrategien ausprobiert. Auch Inbetriebnahmen waren infolge der Reisebeschränkungen nicht möglich, trotzdem haben wir es geschafft Maschinen in Singapur oder Brasilien mit mehreren Kameras und Webkonferenzen in Betrieb zu setzen. In so einer Krisensituation sind neue Ideen und Kreativität gefragt. Wir haben viel ausprobiert, uns aber nicht von unserem langfristigen Ziel abbringen lassen.
Seit Februar dieses Jahres haben die unruhigen Zeiten wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine leider immer noch kein Ende. Wie hat sich diese Situation seither auf Ihr Unternehmen ausgewirkt, auch im Hinblick auf die Lieferketten?
Mike Westermann: Wir sind zutiefst traurig über die aktuelle und andauernde Lage in der Ukraine. In beiden Ländern haben wir Kunden, die den Krieg, genau wie wir, auf´s Schärfste verurteilen. Dennoch spielt diese grausame Situation für unsere Lieferketten keine große Rolle. Unser größtes Problem im Hinblick auf Lieferketten ist die Zero-Covid Politik in China. Die meisten elektronischen Bauteile haben, selbst wenn sie von namhaften deutschen oder europäischen Herstellern bezogen werden, ihren Ursprung in China. Da dort immer noch ganze Städte und Häfen geschlossen werden, ist es für uns schwer Elektrokomponenten zu beziehen. Umso wichtiger ist für uns der persönliche Kontakt zu unseren Lieferanten. Durch viele gemeinsame Entwicklungs- und Marketingprojekte konnten wir selbst als kleines Unternehmen so gute persönliche Bindung herstellen, dass wir priorisiert beliefert werden. Der Ausblick auf 2023 ist leider nach wie vor von Unsicherheiten geprägt und wird zum großen Teil durch die Politik Chinas bestimmt.
Welche Auswirkungen haben die Energiepreissteigerungen der letzten Monate in Ihrem Unternehmen?
Mike Westermann: Wir mussten und werden die Preise anpassen. Eine Steigerung der Gas- und Strompreise in diesem Umfang können wir als Unternehmen nicht komplett tragen. Aber auch wir verstehen die Mechanismen der Märkte und deswegen verzichten wir auf die volle Marge und geben nicht die volle Erhöhung weiter. Wir glauben, dass es in diesen Zeiten nicht möglich ist nur auf seinen eigenen Vorteil zu schauen, sondern das Unternehmen im Markt mit Vorlieferanten und Kunden zu sehen ist. Eine Preisspirale, die immer weiter nach oben geht, kann in der aktuellen Lage nur durch mehr Gemeinschaft abgeschwächt werden.
Wurden bzw. können Maßnahmen getroffen werden?
Mike Westermann: Ja und Ja. Gemeinsam mit allen Mitarbeitern versuchen wir an jeder Ecke Strom und Gas zu sparen. Wir versuchen uns gegenseitig daran zu erinnern und in ein neues Bewusstsein im Umgang mit Energie zu kommen. Das fängt bei kleinen Sachen wie Licht aus und Hallentore schneller zu schließen an und hört bei großen Investitionen auf. Daher sind wir in der Planung unsere zwei Betriebsstätten auf PV-Strom umzustellen. Wir sind uns gerade als jüngere Generation unserer Verantwortung hin zu erneuerbaren Energien bewusst und versuchen diese Transformation in unserem Rahmen schnellstmöglich umzusetzen. Denn auch dieses Rennen können wir nur in der Gemeinschaft gewinnen. Für uns fühlt es sich in der letzten Zeit mehr und mehr so an, dass die Zukunft eher von einem Wir als von einem Ich geprägt sein wird. Wir sind uns dieser Tatsache bewusst und freuen uns den Weg, auch in diesen schwierigeren Zeiten, gemeinsam mit Kunden, Lieferanten und unseren Mitarbeitern zu gehen.
Stichwort Fachkräftemangel: Ist dieser auch für Ihr Unternehmen spürbar oder gibt es in dieser Hinsicht keine Probleme? Welche Schritte werden unternommen, um ggf. entgegenzuwirken?
Marcel Schwartmanns: Unser Ziel als Familienunternehmen war es in der Vergangenheit und ist es auch in Zukunft unsere Mitarbeiter langfristig zu binden. Allerdings macht der Fachkräftemangel auch vor uns nicht komplett halt. Mitarbeiter scheiden aufgrund ihres Alters aus dem Unternehmen aus und müssen adäquat ersetzt werden. Es ist sicherlich schwieriger als früher geeignetes Personal zu finden, aber nicht unmöglich. Als einen entscheidenden Faktor sehen wir die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität. Es geht um die Schaffung einer attraktiven, glaubwürdigen und wertebasierten Arbeitgebermarke, die sowohl nach innen als auch nach außen wirkt. Um sich als Arbeitgeber erfolgreich zu positionieren, setzt voraus, dass man sich als Unternehmen gegenüber seinen Mitbewerbern differenziert. Fachkräfte möchten heute mehr denn je wertgeschätzt und gefördert werden. Auch flexible Arbeitszeitmodelle und Mitarbeiterbenefits wie z.B. JobRad sind gefragt. Zudem haben wir bereits zwei Flüchtlinge in unser Team integriert und sind sehr zufrieden diese Entscheidung getroffen zu haben.
Wenn Sie eine Prognose für das kommende Jahr abgeben müssten: Wie sieht diese aus und was erhoffen Sie sich für die Zukunft?
Marcel Schwartmanns: Für unseren Markt blicken wir weiterhin sehr positiv in die Zukunft. Der Klimawandel ist eine der größten Bedrohungen unserer Zeit und Regierungen weltweit sind mehr und mehr gezwungen sich mit den Themen CO2-Reduktion und Energieeffizienz auseinanderzusetzen. Energieeinsparmaßnahmen, wie sie zuletzt unsere Bundesregierung mit der EnSimiMaV auf den Weg gebracht hat, sind aufgrund der gestiegenen Energiepreise aktueller denn je. Es liegt letztendlich auch an uns als Branche Lösungen durch technische Isolierung aufzuzeigen und den Verantwortlichen mögliche Potenziale zu erläutern.
Vielen Dank Ihnen beiden für das Gespräch.
Rückblick: Tag der offenen Tür und EiiF Energieaudit Training
Am 08. und 10.11.2022 lud die Firma Schwartmanns alle Mitglieder der Fachgruppe WKSB der Baugewerks-Innung Köln zum Tag der offenen Tür und einem EiiF (European Industrial Insulation Foundation) Training am Firmensitz in Wesseling bei Köln ein.

Nach einer Begrüßung durch die Geschäftsführer Marcel Schwartmanns und Mike Westermann sowie den Vertriebsleiter Thomas Pitsch gab Andreas Gürtler, Stiftungsvorstand EiiF, einen Überblick über die EiiF sowie zu aktuellen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie Gasknappheit, Energiekosten und Klimaschutz.
Im Vortrag zeigte er neue Perspektiven für technische Dämmungen als Energieeffizienzlösung zur Kostensenkung in der Produktion und beim Gassparen auf. Mit Beispielen aus der Praxis wies er eindrücklich auf die derzeit sehr kurzen Amortisationszeiten für technische Isoliermaßnahmen hin.
In einem praktischen TBI-App Training wurde anschließend gezeigt, wie dank dieses EiiF-Tools zielführende Kundengespräche geführt werden können und wie Isolierbetriebe Neukunden, die unter den aktuell sehr hohen Energiepreisen leiden, für ihre Dienstleistung begeistern können. Anhand von Übungen lernten die Veranstaltungs-Teilnehmer im eintägigen Workshop, wie die App funktioniert und wie Isolierbetriebe für sich selbst die jeweils mögliche Auftragsgröße ermitteln können. Auch für Fragen und Antworten zur App sowie zu TIPCHECK blieb genug Zeit.
Am Nachmittag konnten sich die Teilnehmer über Lösungen von Schwartmanns informieren: So konnten sie sich die ULTRA-CUT-Laserschneideanlage sowie die neuen S1 und Beady Sickenmaschinen vor Ort anschauen. Auch das lasergestützte Aufmaßtool ISODOT und die Software-Lösung ISOCONNECT wurden vorgestellt.
Im Anschluss an die Veranstaltung konnten die Teilnehmer den Tag bei einem Feierabendbier gemeinsam ausklingen lassen.
Das Interview ist in Ausgabe 1.2023 des TI Magazins (Februar 2023) erschienen.