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Korrosionsschutz an Leitungssystemen

Der notwendige Korrosionsschutz wird durch die Materialeigenschaften des verwendeten Rohrsystems, die Medientemperaturen des Rohrsystems und die Umgebungsbedingungen der Anlage bestimmt. In dem eingangs beschriebenen Bereich der Kälte- bzw. Klimaanlagen ist der übliche Bereich +6° C bis ca. +15° C. Dieser Temperaturbereich fordert bei üblichen Umgebungsbedingungen eine Kältedämmung.

Bei den Rohrsystemen können verschiedene Materialien zum Einsatz kommen. Üblicherweise werden metallische Rohrsysteme verwendet. Dazu eine Auswahl, wie z.B. geschweißtes Stahlrohr, verzinkte Weichstahlpressfittingleitungen, Edelstahlpressfittingleitungen, Kupferrohre. Bei der Verwendung von Edelstahl- und Kupferrohren, die im Pressfittingsystem installiert werden, kann aus meiner Sicht, auf einen Korrosionsschutz verzichtet werden.

Bei geschweißten Stahlrohren und verzinkten Press­fittingrohren muss in bestimmten Temperatur­bereichen ein Korrosionsschutz ausgeführt werden.

Es werden in der Praxis häufig Systeme kombiniert. Meist aus wirtschaftlichen Gründen. Dabei werden die Leitungen z.B. bis DN 50 aus Edelstahlpressrohren installiert und für die Leitungen größer DN 50 werden geschweißte Stahlrohre verwendet. Bei geschweißten Stahlrohren und verzinkten Pressfittingrohren muss in dem oben genannten Temperaturbereich ein Korrosionsschutz ausgeführt werden.

Dazu möchte ich eine Auswahl an Regelwerken nennen:

1. AGI Q 151 Ausgabe Nov. 2021

2. BTGA Regel 3.004 Feb. 2022

3. DIN EN ISO 12944 1-9 Feb. 2018

Bis zum Erscheinen der BTGA Regel galt die AGI Q 151, als meist verwendetes Regelwerk. In der Q 151 wird in dem Mediumtemperaturbereich von -20°C bis + 650°C in den Tabellen 1-3 abhängig vom Rohrwerkstoff, die entsprechende Art und Dicke festgelegt. Für die haustechnischen Anlagen gilt ein wesentlich engerer Temperaturbereich. Deshalb hat der Bundesverband Technische Gebäudeausrüstung die BTGA Regel 3.004 entwickelt für den Temperaturbereich von -20°C bis +40°C. In der BTGA Regel sind in der Tabelle 1 vier Korrosivitätskategorien nach DIN EN ISO 12944-2 erfasst.

Der typische Anwendungsfall im Bereich Korrosionsschutz sind für den WKS-Isolierer Klimakaltwasserleitungen in beheizten Gebäuden mit neutraler Atmosphäre wie z.B. Büros, Verkaufsräume, Schulen und Hotels.

Dieser Bereich ist in der Tabelle 1 der BTGA Regel 3.004 in die Kategorie C1 als unbedeutend eingestuft. Da die Klimakaltwasserleitungen jedoch zeitweise mit einer Mediums Temperatur unterhalb des Taupunktes betrieben werden, ist die Kategorie C2 gering zu wählen. Jedoch nur wenn der Dämmstoff einen maximalen Chloridgehalt von < 10 mg/kg besitzt. In der Tabelle 2 der BTGA-Regel 3.004 ist bei der Korrosivitätskategorie C2 (gering) bei Edelstahl-, Kuper- und Kunststoffleitungen keine Beschichtung notwendig, wenn Dämmstoffe für die Leitungen mit geringem Chloridgehalt eingesetzt werden.

Bei Schwarzstahlleitungen muss ein zweilagiger Anstrich bestehend aus einer Grundbeschichtung auf Basis Zinkpulver mit einer Deckbeschichtung aus Epoxidharz, Polyurethan oder Ethylsilikat in der Dicke von 60 µm ausgeführt werden. Dabei empfehle ich dass die beiden Beschichtungen aus unterschiedlichen Farbtönen bestehen, damit einfach festgestellt werden kann, ob erst die Grundbeschichtung hergestellt ist oder ob schon die Deckbeschichtung aufgetragen ist.

Die BTGA Regel 3.004 ist mit ihren Anforderungen durchaus sinnvoll und nachhaltig.

Bei den verzinkten Weichstahlpressfittingleitungen ist der Aufbau, wie bei den Schwarzstahlleitungen, jedoch mit einer Schichtdicke von 80 µm. Da die Verzinkung nur eine Schichtdicke von ca. 10 µm besitzt und als Transportschutz dient, muss auch hier der Untergrund sauber und fettfrei sein, um einen wirksamen Korrosionsschutz zu erhalten.

Zu den Rohrleitungssystemen gehören auch alle Einbauten bzw. Armaturen. Der Korrosionsschutz dieser Armaturen liegt in der Verantwortung des Armaturenherstellers und gilt für alle Anwendungs- bzw. Temperaturbereiche der Haustechnik.

Aus meiner Praxis als Sachverständiger habe ich Messungen der Beschichtungsdicke von Armaturen bei Klimakaltwasseranlagen durchgeführt.

Nach Rücksprache mit allen Herstellern der in den von mir begutachteten Klimakaltwassersystemen verbauten Armaturen bestätigten alle Ansprechpartner – teils mit über 30 Jahren Berufserfahrung – übereinstimmend, dass in der Vergangenheit keine Schäden im Zusammenhang mit dem Korrosionsschutz aufgetreten sind. Das zeigt, dass die geringere Anforderung der BTGA-Regel 3.004 gegenüber der AGI Q151 in der Praxis schon länger ohne Schäden ausgeführt wird.

Das Bild Nr. 4 zeigt eine Kühlwasserleitung die ca. 1980 installiert wurde. Der Korrosionsschutzanstrich wurde hier vor Ort mit Pinsel bzw. Rollen aufgebracht und zeigt 102 µm Schichtdicke. Diese Rohrsysteme wurden im Zuge einer Generalsanierung der Anlage ausgebaut und die Dämmung rückgebaut. Dadurch konnte ich an verschiedenen Rohren und an mehreren Stellen wie Bögen, T-Stücken usw. die Schichtdicke messen. Die Schichtdicke betrug zwischen 65 µm und 102 µm.

Aus meiner Sicht ein weiterer Hinweis, dass die BTGA Regel 3.004 mit ihren Anforderungen durchaus sinnvoll und nachhaltig ist.

Ein Dreiwegeventil mit einer Beschichtungsdicke von 88 µm.

Foto: Karlheinz Kermann

Ein Dreiwegeventil mit einer Beschichtungsdicke von 88 µm.
Bei einem ARI Absperrventil habe ich wie auf Bild 3 erkennbar 62 µm gemessen.

Foto: Karlheinz Kermann

Bei einem ARI Absperrventil habe ich wie auf Bild 3 erkennbar 62 µm gemessen.
Leichte Rostspuren im Bereich der Schweißnaht erkennbar, jedoch ist dieses Rohrsystem mehr als 40 Jahre in Betrieb gewesen.

Foto: Karlheinz Kermann

Leichte Rostspuren im Bereich der Schweißnaht erkennbar, jedoch ist dieses Rohrsystem mehr als 40 Jahre in Betrieb gewesen.

Über den Autor

Karlheinz Kermann
Öffentlich bestelleter und vereidigter Sachverständiger und Meister für das Wärme-, Kälte-, Schall- und Brandschutzisolierhandwerk, TIPCHECK engineer of EiiF

Foto: Kermann

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