Eine Stadt in der Stadt: Mit der Größe von 82.000 m² wurde mit dem Anna-Seiler-Haus im Westen von Bern ein eigenes Stadtquartier geschaffen.
Brandsicherheit besitzt in Krankenhäusern höchste Priorität. Bei der Planung des neuen Hauptgebäudes des Berner Inselspitals wurde auf den Einsatz von ArmaFlex Ultima auf allen kältetechnischen Anlageteilen gesetzt. Der auf der ArmaPrene-Technologie basierende Dämmstoff setzt im Brandfall 10-mal weniger Rauch als herkömmliche Elastomerprodukte frei, verbessert so die Sicht im Brandfall und verlängert die Evakuationszeit des Gebäudes.
Mit dem Anna-Seiler-Haus, das das alte Bettenhochhaus als Hauptgebäude ablöst, verfügen Stadt und Kanton Bern jetzt über eines der modernsten Spitalgebäude der Schweiz. Fast zehn Jahre lang planten und bauten Fachleute am neuen Gebäude. Der Entwurf des nach Anna Seiler, Stifterin des Inselspitals, benannten Gebäudes stammt von Archipel, einem Zusammenschluss aus den Büros ASTOC Architects & Planners (Köln), GWJ Architekten (Bern) und IAAG Architekten (Bern). Für die Planung der Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik, Gebäudeautomation sowie Fachkoordination zeichnet das Ingenieurbüro Amstein + Walthert (Bern) verantwortlich. Zur Steigerung der Effizienz in der Bauausführung und Informationsgenerierung für den Betrieb setzten die Planer auf BIM. Sämtliche Komponenten der Gebäudetechnik wurden im Modell abgebildet und dank der Detailtiefe konnte exakt so gebaut werden, wie geplant wurde. Zudem wurden die aktuellen Werte der Gebäudeautomation für Prüfungen und Betrieb mit dem BIM-Modell verknüpft. Für die Qualitätssicherung der Gebäudetechnik setzte Amstein + Walthert das selbst entwickelte Digitale Testsystem DTS ein. Der softwarebasierte Service prüft zyklisch Live-Gebäudetechnikdaten von Heizungs-, Kälte-, Lüftungs-, Sanitär- oder Raumautomationsanlagen auf deren Funktion und Stabilität. Fehlfunktionen werden umgehend erkannt und können direkt behoben werden.
Zur Steigerung der Effizienz für den Betrieb setzten die Planer auf BIM.
Krankenhausbau der Superlative
Die große Bruttogrundfläche des Spitals und die Versorgung von jährlich etwa 59.000 stationären Patienten und die Arbeitsabläufe der rund 11.000 Mitarbeitenden zu gewährleisten, war eine Herausforderung. Im Anna-Seiler-Haus, dem Herzstück des Inselspitals in Bern, das Ende des vergangenen Jahres eröffnet wurde, ist dies erfolgreich gelungen. Im mehrgeschossigen Sockel befinden sich Untersuchungs- und Behandlungsräume, während die beiden 63 Meter hohen Türme Patientenzimmer und Büros beherbergen. Ein Technikgeschoss zwischen Sockel und Türmen bietet Platz für die Gebäudetechnik.
Höchste Umweltstandards
Das Anna-Seiler-Haus ist das erste Krankenhaus dieser Größe und Komplexität, das nach der Schweizer Zertifizierung Minergie-P-Eco gebaut wurde. Über die Anforderungen des Schweizer Passivhaus-Standards hinausgehend, sind Minergie-P-Eco zertifizierte Gebäude besonders gesund, kreislauffähig und ökologisch. Im Vergleich zum Minergie-Standard wird die Gebäudehülle einem Luftdichtheitstest unterzogen, um eine sehr hohe Energieeffizienz und ein möglichst perfektes Innenraumklima zu gewährleisten. Entscheidend für die Zertifizierung sind ein flexibles Gebäudekonzept sowie der Einsatz von Materialien, die gesundheitlich unbedenklich sind und über den gesamten Lebenszyklus nur sehr geringe Umweltauswirkungen generieren. Das Inselspital hat dafür 2016 eigens eine Fachgruppe gebildet, in der Planer, Betreiber und Facility Management gemeinsam festlegten, welche Materialien für welche Zwecke eingesetzt werden sollten.
Ein Technikgeschoss zwischen Sockel und Türmen bietet Platz für die Gebäudetechnik.
Hohe Kühllast
Insgesamt benötigt das neue Gebäude ein Lüftungsvolumen von 420.000 m³/h. Zur Klimatisierung der Räume und Kühlung der Apparaturen wurden Kältemaschinen der CTA AG (Münsingen) eingesetzt. Die drei Kältemaschinen mit einer Gesamtleistung von 4 MW arbeiten mit dem Low-GWPKältemittel HFO (Hydro-Fluor-Olefinen) und gewährleisten eine zuverlässige Kälteversorgung im gesamten Gebäude. Das Kältemittel HFO R-1234ze ist ein synthetisches Kältemittel mit einem sehr geringen Treibhauspotenzial, das einen effizienten Betrieb gewährleistet.
Keine Kompromisse beim Brandschutz
Um Krankenhäuser zu einem sicheren Ort für Patienten, Besucher und Mitarbeitende zu machen, ist es wichtig, alle verfügbaren Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko von Brandschäden zu minimieren. Brände in Krankenhäusern sind selten, ihre Folgen können jedoch verheerend sein. Bei Ausbruch eines Brandes ist die Gefährdung in einem Spital deutlich höher als in anderen öffentlichen Gebäuden. Die Einrichtungen beherbergen schutzbedürftige Personen, von denen viele in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Das Verhältnis zwischen Personal und Patienten kann für eine rasche Evakuierung während eines Brandes unzureichend sein, so dass Menschenleben in Gefahr sind. Zudem verursachen Schäden an medizinischen Geräten schnell Kosten in Millionenhöhe. Ganze Stationen können über Monate ausfallen. Im schlimmsten Fall kann die komplette Funktionsfähigkeit auf dem Spiel stehen und die medizinische Versorgung des gesamten Einzugsbereichs gefährdet werden. Die Brandsicherheit besitzt bei der Planung daher höchste Priorität.
Brände in Krankenhäusern sind selten, ihre Folgen können jedoch verheerend sein.
Raucharme Dämmstoffe
Zur Isolierung der Kälteanlagen in allen Bereichen des Inselspitals hat die Bauherrschaft daher auf den raucharmen Dämmstoff ArmaFlex Ultima gesetzt. Im Falle eines Brandes entwickelt das BL-s1,d0 klassifizierte ArmaFlex Ultima zehnmal weniger Rauch als ein Standard-Elastomerprodukt und ist damit eine sichere Lösung für die Dämmung kältetechnischer Anlagen. Der Dämmstoff basiert auf der ArmaPrene Technologie, welche die Sicht im Brandfall verbessert und so die Evakuierungszeit deutlich verlängert. Wenn, wie im Fall von Krankenhäusern nicht selbständig fluchtfähige Personen gerettet werden müssen, ist eine längere Evakuierungszeit entscheidend, um eine Fremdrettung zu ermöglichen.
Im Falle eines Brandes entwickelt ArmaFlex Ultima zehnmal weniger Rauch.
Reibungslose Installation auf der Baustelle
Zur Vermeidung von Tauwasserbildung und Energieverlusten setzte das Isolierunternehmen Lambda Dämmtechnik (Bern) 19 mm dicke ArmaFlex Ultima Schläuche auf Kälteleitungen mit Durchmessern von DN 10 bis DN 65 ein. Größere Rohrdurchmesser wurden mit 32 mm dicken Schläuchen gedämmt und ab DN 125 installierten die Isolierer ArmaFlex Ultima Platten mit einer Wandstärke von 32 mm. Fast drei Jahre lang – von Mai 2020 bis Ende 2023 – waren in der Regel vier Mitarbeiter auf der Baustelle tätig. In Spitzenzeiten waren bis zu 10 Kollegen damit beschäftigt, die insgesamt 51.840 m ArmaFlex Ultima Schläuche und rund 7.890 m² ArmaFlex Ultima Platten zu installieren. Geliefert wurde das Material von der Isopartner Schweiz AG (ehemals Regisol).
Nach neun Jahren Planungs- und Bauzeit öffnete das neue Hauptgebäude des Inselspitals Bern im September 2023 seine Pforten und löst damit das alte Hauptgebäude ab.
Erfahren Sie mehr über das Digitale Testsystem von Amstein + Walthert und sehen Sie sich die umfangreiche Armaflex Ultima-Installation im Anna-Seiler-Haus an: https://www.youtube.com/watch?v=pk9cNjb9Jyg
Foto: Pascal Gugler / Insel Gruppe
Die Gebäudetechnik ist in einem Technikgeschoss zwischen Sockel und Türmen untergebracht.
Foto: Pascal Gugler / Insel Gruppe
Die Bauherrschaft stellte sehr hohe Anforderungen an die eingesetzten Dämmstoffe.
Foto: Pascal Gugler / Insel Gruppe
Alle kältetechnischen Anlagenteile wurden mit dem raucharmen ArmaFlex Ultima gedämmt.
Foto: Pascal Gugler / Insel Gruppe
Höhere Brandsicherheit mit ArmaFlex Ultima.
Foto: Armacell
Der flexible technische Dämmstoff ArmaFlex Ultima erfüllt die Brandklasse BL-s1,d0.
ArmaPrene Technologie
Herkömmliche Elastomerprodukte, die bromierte Flammschutzmittel enthalten, hemmen die Verbrennung bei Bränden zwar effektiv, neigen jedoch zu einer starken Rauchentwicklung. Die ArmaPrene Technologie löst diesen Konflikt: Dank der Entwicklung intrinsisch flammhemmender Polymere und der Verwendung von ablativen Schutzadditiven macht diese Technologie den Einsatz von bromierten Flammschutzmitteln, Antimon und PVC überflüssig. Als erster flexibler technischer Dämmstoff erreicht ArmaFlex Ultima die Euroklasse BL-s1,d0, die beste Brandklasse für organische Materialien für eine höhere Sicherheit im Brandfall. Rauchgase richten oft einen größeren Schaden als das Feuer selbst an und die Folgeschäden durch Ruß und korrosive Gase belaufen sich bei Großschäden häufig auf über 50 Prozent der Gesamtkosten.
Dämmstoffe auf der Basis von ArmaPrene sind nicht nur ein einfacher, schneller und kostengünstiger Weg, die Energieeffizienz zu steigern, sie erfüllen auch die strengen Umwelt- und Gesundheitskriterien von Systemen wie LEED, BREEAM, DGNB, WELL und anderen. Gleichzeitig reduziert die Technologie den Energie- und Ressourcenverbrauch im Herstellungsprozess und die wichtigsten Rohstoffe können lokal bezogen werden. Durch den Verzicht von Antimon, Brom und PVC verbessern ArmaPrene Dämmstoffe die End-of-Life-Szenarien.
Brandschutzklassen
Brandschutzklassen sind definiert nach der DIN EN 13501-1.
Brandschutzklasse: nicht brennbar
nicht brennbar, kein Rauch, kein brennendes Abfallen/ Abtropfen gilt für:
o A1
o A2- s1, d0
Brandschutzklasse: schwerentflammbar
schwerentflammbar, kein Rauch, kein brennendes Abfallen/Abtropfen gilt für:
o B-s1, d0
schwerentflammbar, kein brennendes Abfallen/Abtropfen gilt für:
o A2-s2, d0 oder A2-s3, d0
o B-s2, d0 oder B-s3, d0
o C-s2, d0 oder C-s3, d0
schwer entflammbar, kein Rauch gilt für:
o A2-s1, d1 oder A2-s1, d2
o B-s1, d1 oder B-s1, d2
o C- s1, d1 oder C-s1, d2
schwerentflammbar gilt für:
o A2-s3, d2
o B-s3, d2
o C-s3, d2
Brandschutzklasse: normal entflammbar
normal entflammbar, kein brennendes Abfallen/ Abtropfen gilt für:
o D-s1, d0 oder D-s2, d0
o D-s3, d0 oder E
normal entflammbar gilt für:
o D-s1, d1 oder D-s2, d1
o D-s3, d1 oder D-s1,
o D-s2, d2 oder D-s3, d2
Brandschutzklasse: leicht entflammbar (F)
Leicht entflammbare Brennstoffe dürfen laut DIN-Norm nicht verwendet werden. Wenn die leicht entflammbaren Baustoffe eine Verbindung eingehen, in der sie nicht mehr leicht entflammbar sind, dann können die Produkte verwendet werden.
Was steckt hinter den Abkürzungen?
Die Erklärung der Bestandteile im Detail:
Beitrag am Brand
A: kein Beitrag am Brand
B: sehr begrenzter Beitrag am Brand
C: begrenzter Beitrag am Brand
D: hinnehmbarer Beitrag am Brand
E: hinnehmbares Brandverhalten
F: keine Leistung
Rauchentwicklung
s1: geringe Rauchentwicklung
s2: mittlere Rauchentwicklung
s3: hohe Rauchentwicklung bzw. nicht geprüft
Abtropfen und Abfallen
d0: kein brennendes Abtropfen/ Abfallen innerhalb von 600 Sekunden
d1: kein brennendes Abtropfen/ Abfallen mit einer Nachbrennzeit länger als 10 Sekunden innerhalb von 600 Sekunden
d2: keine Leistung
Zertifizierungssysteme
Die Unterschiede zwischen Zertifizierungssystemen für nachhaltiges Bauen wie LEED, DGNB, BREEAM und WELL liegen in ihren Herangehensweisen, Kriterien und regionalen Schwerpunkten.
LEED (Leadership in Energy and Environmental Design): Entwickelt in den USA, ist LEED eines der bekanntesten Zertifizierungssysteme weltweit. Es bewertet Gebäude in Kategorien wie Standort und Transport, Wassereffizienz, Energie und Atmosphäre, Materialien und Ressourcen sowie Innenraumqualität. LEED zeichnet sich durch seine Flexibilität aus, da es für verschiedene Gebäudetypen und Projektphasen anwendbar ist. Die Zertifizierungsstufen reichen von „Certified“ über „Silver“ und „Gold“ bis hin zu „Platinum“. LEED-zertifizierte Gebäude zeichnen sich oft durch innovative Lösungen und eine signifikante Reduzierung des Energieverbrauchs aus.
DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen): Das DGNB-System, entwickelt von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, hat sich als führendes Zertifizierungssystem im deutschsprachigen Raum etabliert und gewinnt zunehmend internationale Anerkennung. Es zeichnet sich durch seinen ganzheitlichen Ansatz aus, der ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte gleichwertig berücksichtigt. Das DGNB-System bewertet Gebäude in Kategorien wie ökologische Qualität, ökonomische Qualität, soziokulturelle und funktionale Qualität, technische Qualität, Prozessqualität und Standortqualität. Die Zertifizierungsstufen reichen von Bronze über Silber und Gold bis hin zu Platin. DGNB-zertifizierte Gebäude zeichnen sich oft durch eine hohe Ressourceneffizienz, geringe Lebenszykluskosten und eine hohe Nutzungsqualität aus.
BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method): BREEAM, das älteste Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen, wurde in Großbritannien entwickelt und findet besonders in Europa breite Anwendung. Es bewertet Gebäude in Kategorien wie Management, Gesundheit und Wohlbefinden, Energie, Transport, Wasser, Materialien, Abfall, Landnutzung und Ökologie sowie Verschmutzung. BREEAM zeichnet sich durch seinen ganzheitlichen Ansatz aus, der neben ökologischen auch soziale und ökonomische Aspekte berücksichtigt. Die Bewertungsskala reicht von „Pass“ über „Good“, „Very Good“ und „Excellent“ bis hin zu „Outstanding“. BREEAM-zertifizierte Gebäude weisen oft eine verbesserte Energieeffizienz, reduzierte Betriebskosten und eine höhere Nutzerzufriedenheit auf.
WELL Building Standard: WELL konzentriert sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Gebäudenutzer. Die Kriterien umfassen Luft- und Wasserqualität, Ernährung, Licht, Fitness, Komfort und psychisches Wohlbefinden. WELL ist komplementär zu anderen Zertifizierungssystemen und kann in Verbindung mit LEED oder anderen Standards angewendet werden, um den Schwerpunkt auf die menschlichen Aspekte des Bauens zu legen.
Jedes dieser Systeme hat seine eigenen Stärken und eignet sich für verschiedene Projekttypen und geografische Bedingungen. Die Wahl des richtigen Systems hängt von den spezifischen Zielen und Anforderungen des jeweiligen Projekts ab.
Jetzt weiterlesen und profitieren.
+ TI - Technische Isolierung E-Paper-Ausgabe – 4 Ausgaben im Jahr + Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv