Das ABZ Bau Gotha ist ein eingetragener Verein. Leiter des ABZ und Vorstandsvorsitzender des Vereins ist Andreas Kley. Seit 1993 befindet sich das Aus- und Fortbildungszentrum des Baugewerbes Gotha e. V. am Standort nahe dem Gothaer Ost-Bahnhof. Das ABZ Bau Gotha ist freundschaftlich mit zwei weiteren überbetrieblichen Ausbildungszentren verbunden.

Dieses Jahr sind 112 Auszubildende in wechselnden Zeitperioden vor Ort im ABZ Bau Gotha und erhalten ihre überbetriebliche Ausbildung. Thüringen, Hessen und Sachsen sind die Einzugsgebiete.
Ausgebildet wird hier in den Berufen Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer, Zimmerer und WKSB-Isolierer. Letztere sind in diesem Jahr 6 in die Ausbildung gestartet und hier vertreten. Sie lernen zwei Jahre lang und schließen mit der Berufsbezeichnung Ausbaufacharbeiter, Spezialisierungsrichtung WKSB-Isolierer, ab. Wer um ein Jahr verlängert und erfolgreich die Abschlussprüfung besteht, ist WKSB-Isolierer.

Weiter sind auch Auszubildende zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger sowie Trockenbauer für ihre Grundlehrgänge hier. Sie verlassen danach das ABZ und gehen für die Fachstufenausbildung an andere überbetriebliche Ausbildungsstätten, die auf diese Berufe spezialisiert sind.
Netzwerkarbeit ist für das ABZ Bau Gotha wichtig
Die Zahl der neuen Auszubildenden nimmt am ABZ Bau Gotha von Jahr zu Jahr ab. Besonders die Isolierberufe werden immer weniger nachgefragt. Dies hänge auch mit der geringen Bekanntheit des Berufs zusammen, erläutert Zentrumsleiter Kley.
Vor Ort auf Berufsbörsen und in Schulen
Um den Beruf bekannter zu machen, engagiert sich das ABZ Bau Gotha deshalb schon seit einigen Jahren in verschiedenen Maßnahmen. So gehen ABZ-Vertreter zweimal im Jahr auf die Berufsbörse in Erfurt, um den Schülerinnen und Schülern das Isoliererhandwerk zu demonstrieren und Kontakte zu Betrieben zu vermitteln.

Regelmäßig gehen sie auch direkt in die Schulen und helfen Schülerinnen und Schüler ab den 8. Klassen mit Wissen zu den verschiedenen Ausbildungsgängen in der handwerklichen Baubranche auf die Sprünge. Auch Schnuppertage am ABZ Bau Gotha gibt es regelmäßig, zu denen die Schüler auf Kosten des ABZ mit Bussen an den Schulen abgeholt und nach dem Besuch wieder dorthin zurückgebracht werden.
Speed-Dating zwischen Betrieben & Schülern
Das ABZ tauscht sich außerdem eng mit ausbildungswilligen Betrieben im Umfeld aus und schafft konkrete Angebote – sowohl für Betriebe als auch für Schülerinnen und Schüler. In sogenannten Speed-Datings stellen die Lehrkräfte Kontakte zwischen den Betrieben und den Schülerinnen und Schülern her. Dann kommen auch Praktika zustande, die in einem Ausbildungsvertrag münden können.
Eigeninitiative der Ausbildungszentren gefragt
Kley bemängelt das geringe Engagement der Arbeitsagenturen für die Isolier-Berufe, daher müssen sie viel eigenes Engagement an den Tag legen. Aus Sicht von Kley müsse schon bei der Berufsberatung durch die Arbeitsagenturen angesetzt werden: „Der Beruf des Isolierers wird den Jugendlichen leider gar nicht erst vorgeschlagen“, erklärt Kley.
Wer also nicht selbst aktiv wird, werde weiter Nachwuchssorgen haben. Denn: „Der Beruf ist auch bei den Arbeitsagenturen weitgehend unbekannt“, pflichtet Michael Hempe bei. Er ist Ausbilder für den Beruf WKSB-Isolierer am ABZ Bau Gotha und einer der wenigen, die auch Industrieisolierer-Meister in Deutschland ausbilden.
Die Finanzierung für Informations-Aktionen wie Schnuppertage am ABZ oder Speeddatings mit Betrieben muss jeweils selbst durch das ABZ organisiert werden. Verschiedene Fördertöpfe kommen infrage, Gelder müssen laufend extra beantragt werden, z. B. über öffentliche Förderungen oder auch in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden. „Die Erschließung neuer Fördermöglichkeiten spielt eine große Rolle, vor allem auch bei den derzeitig hohen Materialpreisen, u. a. auch bei den Blechpreisen,“ erläutert Hempe.
Digitalisierung noch weitgehend Zukunftsmusik
Computerbasiertes Arbeiten und digitale Tools sind am ABZ Bau Gotha noch Zukunftsmusik, obwohl ein neues Fachkabinett mit moderner Computertechnik geplant ist, in dem verstärkt unterschiedliche Aufmaß-, Aufriss- und Planungstools für die jeweiligen Gewerke zum Einsatz kommen sollen. Inwiefern BIM dabei eine Rolle spielen wird, zeigt sich, wenn die Ausrüstung in Betrieb genommen wird.
„Hauptaugenmerk wird bei uns immer auf dem Handwerk liegen.“
Isolier-Fachausbilder Michael Hempe
Jährlicher Leistungsvergleich mit ÜAZ Brandenburg und Holleben

Im Rahmen der Netzwerkarbeit hat sich eine enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit den beiden Ausbildungszentren ÜAZ Brandenburg und ÜAZ Holleben gefestigt.
Die beiden und das ABZ Bau Gotha wechseln sich als Ausrichter eines jährlichen, dreitägigen Treffens inklusive Isolier-Leistungsvergleich ab. Bei diesem können Auszubildende aus dem 2. Ausbildungsjahr im Wettbewerb zeigen, was sie gelernt haben.
Jedes Jahr gibt es am Ende verschiedene Preise zu gewinnen, wie beispielsweise ein Akkuschrauber-Set oder ein Baustellenradio. Das Treffen ist beliebt und beginnt mit einem gemeinsamen Essen nach der Ankunft und fachlichem sowie persönlichem Austausch. Am nächsten Tag geht der Leistungsvergleich los und die Wettbewerbe finden statt. Am letzten Tag gibt es einen kulturellen Programmpunkt, bevor es auf die Heimreise geht.
Der Artikel ist auch in Ausgabe 2.2023 der Fachzeitschrift TI – Technische Isolierung (Juni 2023) erschienen.