Halle im Wettbewerbsmodus: Teams aus ganz Europa arbeiten an ihren Modellen – hier fällt die Entscheidung.
Die FESI European Technical Insulation Championship traf in diesem Jahr auf die Branchenkonferenz Techisol – zwei Tage Wettbewerb, Debatten und Ausstellung unter einem Dach im Roskilde Kongrescenter. Veranstalter waren die FESI gemeinsam mit dem dänischen Verband DIB. Das Konzept: vormittags und nachmittags Wettbewerb in Halle A, flankiert von Panels, Breakouts und einer Expo, abends dann Branchennetzwerk und Gala. Das Ergebnis: Wertschätzung für das Gewerk, politische Aufmerksamkeit – und viele konkrete Impulse für Betriebe, Ausbilder und Nachwuchs.
Gold ging an Deutschland: Jacqueline Baden und Julian Brükner vom Team ZDB Deutschland Isolierhandwerk überzeugten die Jury mit Präzision, sauberer Kantenqualität und souveränem Zeitmanagement. Beide sind keine Unbekannten: Baden und Brükner hatten bereits zuvor die deutschen WKSB-Bundesleistungswettbewerbe gewonnen und brachten damit Wettkampferfahrung mit.
Silber sicherte sich das polnische Team des Verbandes PSWIP: Marcin Klich und Kamil Dynarowicz. Bronze ging erneut nach Deutschland – an das Team Isolierindustrie (HDB) mit Fabius Schenzielorz und Franz Günzel, das die starke Rolle der industriellen Dämmtechnik unterstrich.
Die Siegerehrung fand im Rahmen des Gala-Dinners statt und setzte ein politisches Signal: Dänemarks Arbeitsminister Kaare Dybvad Bek überreichte Urkunden und Sachpreise. Die Champions betonten in ihren Dankesworten, wie wichtig ihnen Sichtbarkeit und Nachwuchsförderung sind: Technische Isolierung stehe für Präzision, Tempo und messbare Energieeffizienz – und das solle man auch außerhalb der Branche sehen.
Gold für Deutschland durch Baden und Brükner.
Format, Aufgaben & Teilnehmende
Die FESI European Technical Insulation Championship wird alle zwei Jahre ausgetragen und bringt die besten Nachwuchsteams Europas zusammen. Für Roskilde waren zehn Nationen gemeldet, die in Zweierteams gegeneinander antraten. Bewertet wurden handwerkliche Qualität, Maßhaltigkeit, Sauberkeit, Dokumentation und Zeit – also jene Kriterien, die den Alltag auf Baustelle und in Werkstatt prägen.
Gearbeitet wurde an einem Modell mit verschiedenen Rohrstrecken, Bögen, Flanschen und Formstücken, das nach vorgegebenen Zeichnungen zu dämmen und mit Blech zu bekleiden war:
Tag 1:
Fokus auf der Dämmung. Bis zum Abend musste die Isolierung komplett fertiggestellt sein. Eine Jury prüfte im Anschluss Maßhaltigkeit, Fugenbild, Dichtheit, Sauberkeit sowie die Einhaltung der Arbeits- und Sicherheitsvorschriften. Blechteile durften vorbereitet, aber noch nicht montiert werden, damit die Dämmung sichtbar begutachtet werden konnte.
Tag 2:
Fertigstellung der Blechummantelung. Jetzt zählten exakte Zuschnitte, saubere Kanten, passgenaue Falze und dichte Stoßbilder. Am Ende folgte die Schlussbewertung, bei der die Gesamtleistung des Teams über beide Tage eingeflossen ist.
Damit bildet das Wettbewerbsformat nahezu 1:1 ab, was WKSB-Isoliererinnen und -Isolierer an industriellen Anlagen, in HLK-Zentralen oder im Brandschutz täglich leisten: technisch anspruchsvolle Geometrien, klare Vorgaben, Zeitdruck – und trotzdem Qualität.
Bewertet wurden Qualität, Maßhaltigkeit, Sauberkeit, Dokumentation und Zeit.
Vorbereitung: Trainingswoche und digitale Fertigung
Für das deutsche Handwerks-Team begann Roskilde nicht erst in Dänemark: Eine Woche Training im Ausbildungszentrum Nördlingen diente dazu, Strategie, Handgriffe und Teamabläufe zu schärfen. Dort wurden die Arbeitsplätze, die Schnittstellen zwischen Dämmung und Blech und das Zeitmanagement simuliert – inklusive enger Abstimmung mit den Ausbildungsmeistern.
In Roskilde selbst spielte die digitale Fertigung eine zentrale Rolle: Die Teams arbeiteten an CNC- und Laseranlagen von Mabi und Schwartmanns. Über die jeweilige Eingabesoftware wurden die Blechzuschnitte geplant und auf Maschinen wie der Mabi Bingo sowie einem Pro-Cut-Faserlaser-Prototypen von Schwartmanns gefertigt. Damit wurde jener digitale Workflow durchgespielt, der heute zunehmend in Werkstätten und industriellen Betrieben Einzug hält: vom 2D-/3D-Modell über den Zuschnitt bis zur montagefertigen Kennzeichnung der Teile.
Der Doppel-Rahmen: Championship + Techisol-Konferenz
Tag 1 – Eröffnung & Ausbildung
Der Startschuss fiel früh: FESI-Präsident Thomas-Peter Wilk eröffnete Championship und Konferenz. Während in Halle A der erste Wettkampftag lief, drehte sich das Nachmittagsprogramm auf der Techisol-Bühne um Nachwuchs und Lehre:
Tica (UK) berichtete, wie die britische Ausbildung technische Isolierung systematisch in Lehrpläne und Prüfungen integriert.
Die schwedische Isolierer-Vereinigung zeigte Beispiele für Fernlehre und hybride Formate, mit denen auch kleinere Betriebe ihren Nachwuchs erreichen.
Ein Panel diskutierte, wie CNC- und Lasertechnik in Ausbildung und Betrieb eingebunden werden können – von der Zeichnung über den digitalen Zuschnitt bis zur Montagekennzeichnung.
Damit war Tag 1 klar auf Ausbildung, Qualifizierung und Nachwuchsgewinnung ausgerichtet.
Tag 2 – Politik & Praxis
Der zweite Tag stellte Politik und Praxis der Branche in den Mittelpunkt:
Begrüßung durch Marc Roolfs (DIB)
Grußwort des Roskilder Bürgermeisters Tomas Breddam
Impuls von Camilla Hove Lund (Nationale Kommission für Umwelt & Klima) zur Rolle der technischen Isolierung in Energie- und Klimastrategien
Es folgte eine Debatte zu der Frage, wie technische Isolierung als eigenständige Leistung in Ausschreibungen verankert werden kann. In Breakout-Sessions zeigten u. a. Paroc, Øland und Rockwool Lösungen für energieeffiziente Dämmkonzepte, später folgten weitere Sessions mit Isover, MABI und Käfer zu industrieller Dämmung, Werkstattprozessen und Ausführung. Parallel lief das Finale des Wettbewerbs – ein bewusst gewählter Doppel-Fokus: Politik und Praxis im Konferenzraum, handwerkliche Exzellenz in der Halle.
Auf Techisol war der Tenor eindeutig: Technische Isolierung ist eine spezialisierte Disziplin und sollte als eigenes Gewerk bzw. eigene Unternehmung in Vergaben geführt werden – nicht als letzter Schritt am Ende der TGA-Kette.
Branchenvertreter wie Mads Ploug (Allan Ploug A/S) betonten, dass ohne frühzeitige Einbindung der Isolierer das volle Energieeinsparpotenzial schlicht verschenkt wird. Vertreter aus Wohnungswirtschaft und Kommunen – etwa Boligselskabet Sjælland oder die Stadt Roskilde – wiesen auf das Potenzial in der Bestandssanierung hin: Jede sauber geplante und ausgeführte Dämmung senkt Betriebskosten und Emissionen messbar.
DIB-Vorsitzender Marc Roolfs brachte es auf den Punkt: Technische Isolierung und passiver Brandschutz sind kein Anhängsel, sondern Fundament energieeffizienter und sicherer Gebäude – und gehören entsprechend früh und klar in die Projektkette, mit eigenständigen Leistungsbildern und Verantwortlichkeiten.
In Roskilde spielte die digitale Fertigung eine zentrale Rolle.
Für die Praxis der WKSB-Isolierer: Was bleibt hängen?
Messbare Qualität – live überprüfbar
Die Bewertung in Roskilde orientiert sich an Maßhaltigkeit, Kantenbild, Dichtheit, Sauberkeit, Dokumentation und Zeitmanagement – jene Kriterien, die in Industrie, HLK- und Brandschutzprojekten eingefordert werden. Das Wettbewerbsformat macht best practice sichtbar: Teams, die sauber planen, sich klar abstimmen und konsequent kontrollieren, liegen vorne. Für Ausbilder und Betriebe ist das eine ideale Vorlage für überbetriebliche Unterweisungen und interne Schulungen.
Ausbildung & CNC/Lasern – digitale Workflows werden Standard
Die Panels und der konkrete Einsatz von CNC- und Lasertechnik im Wettbewerb zeigen, wohin die Reise geht: Digitale Workflows von der Zeichnung über den Zuschnitt bis zur Beschriftung der Bauteile werden zum Standard. Für Ausbildungsstätten und Betriebe bedeutet das:
Azubis früh an CAD/CAM und Maschinensteuerung heranführen
Schnittstellen zwischen Planung, Werkstatt und Montage definieren
Prozesse so strukturieren, dass Daten nur einmal erfasst und dann durchgängig genutzt werden
So wird aus der Zusatzaufgabe Digitalisierung ein Produktivitätsgewinn – und ein Qualitätsanker für wiederholbare Ergebnisse.
Sichtbarkeit für das Gewerk, politische Anschlussfähigkeit und handfester Nutzen für Betriebe, Ausbilder und Nachwuchs.
Eigenständige Ausschreibung – klare Position in der Vergabe
Die Debatten stärken die Forderung, technische Isolierung als eigene Position in Vergaben zu führen – mit klar beschriebenen Leistungsbildern. Für Betriebe bedeutet das:
bessere Kalkulierbarkeit,
weniger Schnittstellenverluste,
klar zuordenbare Verantwortung für Qualität und Energieeffizienz.
Für Auftraggeber schafft es Transparenz: Wenn Dämmleistung, Materialqualität und Ausführung klar beschrieben und bewertet werden, lassen sich Einsparziele und Klimaauflagen besser erreichen.
Netzwerk & Herstellerdialog – Material, Maschine, Software im Zusammenspiel
In Roskilde waren entlang der Kette Material – Maschine – Software zahlreiche Hersteller präsent. In den Breakouts und auf der Expo zeigten Paroc, Øland, Rockwool, Isover, MABI, Käfer und weitere ihre Lösungen – von Dämmstoffen über Prozessgase und Absaugkonzepte bis zu CNC- und Laseranlagen. Thermaflex war als Sponsor vertreten, Knauf Insulation Technical Solutions stellte Innovationen aus dem Bereich der technischen Dämmung vor.
Für Betriebe ist dieser Dialog wertvoll: Man sieht live, wie sich Materialien verarbeiten lassen, welche Maschinen zu den eigenen Projekten passen und welche Softwarelösungen den Alltag auf der Baustelle und in der Werkstatt vereinfachen.
Redaktioneller Kommentar
Die Kopplung von Wettkampf und Konferenz hat in Roskilde genau die richtige Flughöhe getroffen: Sichtbarkeit für das Gewerk, politische Anschlussfähigkeit und handfester Nutzen für Betriebe, Ausbilder und Nachwuchs.
Besonders stark sind drei Linien:
1. Handwerkliche Exzellenz – In Halle A war jederzeit sichtbar, welche Rolle Präzision, Tempo und saubere Abläufe im Alltag der technischen Isolierung spielen. Die Europameisterschaft macht diese Qualität mess- und vergleichbar und zeigt dem Nachwuchs: Dieses Gewerk ist Hightech-Handwerk.
2. Brücke zwischen Ausbildung und digitaler Fertigung – Die Kombination aus Trainingswoche, CNC-/Lasertechnik und Konferenzpanels zeigt, wie sich die Branche Schritt für Schritt digitalisiert. Wer heute ausbildet, kommt an digitalen Abläufen nicht vorbei – und wer sie konsequent nutzt, verschafft seinem Betrieb einen Vorsprung.
3. Eigenständige Leistungsbilder und Vergabe – Die Diskussionen auf der Techisol haben klargemacht: Technische Isolierung gehört früh und transparent in die Projektkette. Nur wenn das Gewerk als eigenständige Leistung beschrieben, vergeben und bewertet wird, lassen sich Energie- und Klimaziele tatsächlich erreichen.
Roskilde sendet damit ein deutliches Signal in Richtung Vergabe, Normung und Ausbildung – und würdigt zugleich die handwerkliche Exzellenz, die unsere Branche jeden Tag auf Baustellen und in Werken liefert. Für die technische Isolierung in Europa ist diese Kombination aus Championship und Konferenz ein Format mit Zukunft.
Foto: FESI
Medaillenmomente in Roskilde: Die Platzierten der FESI-EM 2025 auf einen Blick: Jacqueline Baden und Julian Brükner (Gold, Deutschland), Marcin Klich und Kamil Dynarowicz (Silber, Polen) sowie Fabius Schenzielorz und Franz Günzel (Bronze, Deutschland).
Foto: FESI
Arbeiten unter Zeitdruck: An den Wettbewerbsmodellen wird gedämmt, zugeschnitten und beblecht.
Foto: FESI
Ohne Orga kein Wettbewerb: Ein Teil des Organisationsteams und der Jury der FESI European Industrial Insulation Championship 2025.
Foto: FESI
Teamarbeit an der Blechummantelung: Teilnehmende passen Blechsegmente an das gedämmte Rohrnetz an.
Foto: FESI
Präzision bis ins Detail: Jacqueline Baden kontrolliert die sauber verklebte Elastomer-Dämmung – gemeinsam mit Julian Brükner holt sie für Deutschland den Europameistertitel.
Foto: FESI
Deutsches Siegerteam im Fokus: Julian Brükner und Jacqueline Baden vor ihrem Wettbewerbsmodell – mit ihrer sauberen Dämmung, exakten Blechmontage und starkem Zeitmanagement gewinnen sie Gold.
Foto: FESI
Punkt für Punkt bewertet: Jury-Mitglieder prüfen Maßhaltigkeit, Kantenbild und Dichtheit.
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Blechzuschnitt für die Champions: An der Mabi Bingo werden Blechsegmente CNC-gestützt vorbereitet.
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Lasertechnik für Spitzenleistungen: Der Pro-Cut-Faserlaser von Schwartmanns erstellt passgenaue Blechteile.
Foto: FESI
Expo als Branchentreff: Im Foyer des Roskilde Kongrescenters präsentieren Hersteller, Softwarehäuser und Dienstleister ihre Lösungen.
Foto: FESI
Konferenz neben der Halle: In den Techisol-Sessions diskutieren Branchenvertreter Ausbildung, Fachkräftesicherung und Rolle der technischen Isolierung.
Daten & Fakten
8.–9. Oktober 2025, Roskilde Kongrescenter
FESI European Technical Insulation Championship + Techisol-Konferenz unter einem Dach.
Ausrichter: FESI mit DIB als lokalem Veranstalter.
10 Teams aus 10 Ländern.
2 Wettkampftage – Tag 1 Dämmung, Tag 2 Blechbekleidung – plus Fachprogramm, Ausstellung und Gala.
Top 3: Gold: Deutschland Handwerk (ZDB) – Jacqueline Baden & Julian Brükner Silber: Polen (PSWIP) – Marcin Klich & Kamil Dynarowicz Bronze: Deutschland Industrie (HDB) – Fabius Schenzielorz & Franz Günzel
Preisverleihung durch Arbeitsminister Kaare Dybvad Bek im Rahmen des Gala-Dinners.
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