Manche sprechen von einem Monster, das die Wirtschaft bremst. Manche sehen in der Bürokratie eine Notwendigkeit. Fakt ist: Die Bürokratie wächst – nicht nur in der Verwaltung, sondern auch auf Baustellen, in Planungsbüros und bei Projektpartnern. Oft ist sie ein Versuch, Unsicherheiten zu strukturieren und Klarheit zu schaffen. Doch je mehr Regeln entstehen, desto mehr scheinen elementare Grundsätze der Zusammenarbeit und des gesellschaftlichen Lebens verloren zu gehen: Eigenverantwortung, Vertrauen und die Fähigkeit, einfach ins Tun zu kommen.
Aktuell wird auf allen Ebenen über den Abbau von Bürokratie diskutiert. Regelungen und Gesetze sollen vereinfacht und verschlankt, Handlungen damit beschleunigt werden. Dabei beginnt echte Entbürokratisierung nicht bei Gesetzen oder Formularen – sondern bei uns selbst.
Verbindlichkeit ist der erste Schritt. Wenn wir klar sagen, was wir tun, bis wann und in welcher Qualität, schaffen wir Orientierung und Sicherheit. Unklare Kommunikation führt zu Missverständnissen, unnötigen Rückfragen – und letztlich zu Regelwerken der Bürokratie, die genau das verhindern sollen.
Verantwortung bedeutet, sich aktiv einzubringen. Wissen ist eine Holschuld – wer wartet, bis alles erklärt wird, bleibt passiv. Statt Aufgaben weiterzureichen, sollten wir fragen: „Was kann ich beitragen?“ Und: „Wie kann ich es meinem Gegenüber leichter machen?“
Vertrauen ist die Basis jeder Zusammenarbeit. Es heißt, davon auszugehen, dass der andere seinen Job macht – und sich bei Unsicherheiten frühzeitig meldet. Misstrauen hingegen erzeugt Kontrolle, Frust und Demotivation.
Ein Beispiel aus der Baupraxis:
Ein Rohbau steht kurz vor der Fertigstellung. Der Bauleiter merkt, dass die Fensterlieferung sich verzögert. Statt ein offizielles Schreiben an das Architekturbüro zu schicken, ruft er direkt den Projektleiter an, erklärt die Situation und schlägt eine Zwischenlösung vor: Die Innenarbeiten beginnen trotzdem, mit provisorischer Abdichtung. Der Projektleiter stimmt zu, informiert die Gewerke, und die Arbeiten laufen weiter – ohne Baustopp, ohne langes Hin und Her. Warum? Weil beide die Verantwortung übernommen haben, sich vertrauten – und einfach gemacht haben.
Nicht alles ist selbstverständlich. Aber vieles wäre einfacher, wenn jeder seinen Teil zuverlässig erfüllt und bei Problemen klar und handlungsorientiert kommuniziert. Ein einfaches „Danke“ zeigt dann auch mal Wertschätzung und bringt Menschlichkeit zurück in den Arbeitsalltag.
Fazit: Weniger Bürokratie braucht mehr Haltung von uns allen. Klare Kommunikation, echte Verantwortung und gegenseitiges Vertrauen sind der Schlüssel. Fangen wir bei uns selbst an – und machen einfach.
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