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Arbeitsschutz bei Isolierarbeiten

Im Jahr 2023 gab es in der Bauwirtschaft glücklicherweise weniger meldepflichtige Arbeitsunfälle als noch vor fünf Jahren. Während 2019 noch 106.774 Unfälle gemeldet wurden, sank die Zahl 2023 auf 96.153. Allerdings sind 76 Beschäftigte bei Arbeitsunfällen auf Baustellen ums Leben gekommen, zwei mehr als 2022. Hauptursachen für tödliche Unfälle sind Abstürze und herabfallende Bauteile, die zusammen etwa 70 % aller tödlichen Unfälle ausmachen.

Die Zahl der Verdachtsanzeigen auf Berufskrankheiten dagegen steigt seit Jahren. 2023 wurden 19.658 neue Fälle gemeldet, 1.430 mehr als im Vorjahr. Die häufigsten Berufskrankheiten sind Lärmschwerhörigkeit (4.581 Fälle), Hautkrebs durch Sonnenstrahlung (2.952 Fälle), Bandscheibenschäden (1.867 Fälle), Verschleißkrankheiten des Kniegelenks (1.436 Fälle) und Lungenkrebs durch Asbest (1.286 Fälle).

Risiken für Menschen und Betrieb

Unternehmen müssen Risiken frühzeitig erkennen und gezielte Maßnahmen ergreifen, um Unfälle und Schäden zu verhindern. Dies dient nicht nur dem Schutz der Mitarbeiter, sondern auch der Sicherstellung des Geschäftsbetriebs. Vermeidung bzw. Minimierung von Störungen ist entscheidend, um den reibungslosen Betrieb aufrechtzuerhalten und Ausfallzeiten zu vermeiden. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.

Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen erfüllt werden, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Gleichzeitig tragen bessere Informationen über potenzielle Risiken zur Verbesserung der Entscheidungsfindung bei, indem sie fundierte und durchdachte Entscheidungen ermöglichen.

Effizienz und Effektivität können durch systematisches Vorgehen erheblich gesteigert werden. Dies spart nicht nur Ressourcen, sondern optimiert auch die internen Prozesse. Schließlich ist der Schutz der Unternehmensreputation von großer Bedeutung. Es gilt, Risiken zu vermeiden, die dem Ansehen des Unternehmens schaden könnten.

Gefährdungen für Isoliererinnen und Isolierer:

  • Stürze und Abstürze: Arbeiten in der Höhe, auf Gerüsten oder Leitern bergen das Risiko von Stürzen.
  • Schwere Lasten heben: Das Tragen und Heben schwerer Isoliermaterialien kann zu Rücken- und Gelenkschäden führen.
  • Gefährliche Stoffe: Der Umgang mit Materialien wie Asbest, Glaswolle oder chemischen Dämpfen kann gesundheitsschädlich sein.
  • Hitze und Kälte: Arbeiten in extremen Temperaturen können zu Hitzeschäden oder Erfrierungen führen.
  • Lärm: Der Einsatz von Maschinen und Werkzeugen erzeugt oft Lärm, der das Gehör schädigen kann.·
  • Unfälle mit Werkzeugen und Maschinen: Der Umgang mit scharfen Werkzeugen und Maschinen birgt das Risiko von Schnitt- und Quetschverletzungen.
  • Elektrische Gefährdungen: Arbeiten in der Nähe von elektrischen Anlagen können zu Stromschlägen führen.
  • Enge Räume: Arbeiten in beengten Räumen können Platzangst und Atembeschwerden verursachen.
  • Staub und Partikel: Das Einatmen von Staub und anderen Partikeln kann zu Atemwegserkrankungen führen.

Gesundheitsrisiken durch Hitze 

Hitze kann den Kreislauf beeinträchtigen und sogar lebensgefährlich sein. Arbeitsbedingte Hitzebelastungen entstehen insbesondere bei der Kombination von hohen Temperaturen und (schwerer) körperlicher Arbeit. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um hitzebedingte Leistungseinschränkungen und Erkrankungen am Arbeitsplatz zu minimieren.

Schon bevor es richtig heiß wird, sollten Schutzmaßnahmen nach dem TOP-Prinzip (= Technik vor Organisation vor persönlichen Schutzmaßnahmen) geplant werden, um die Gefahren durch Hitze auf Baustellen zu reduzieren. An erster Stelle steht also die vorausschauende Gefährdungsbeurteilung (siehe Beitrag Keine Scheu vor der Gefährdungsbeurteilung).

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Begrenzung der Hitzeexposition. Dies kann durch die Anpassung der Arbeitszeiten oder den Einsatz von Schattenspendern erreicht werden. Die Verringerung der inneren Wärmebelastung der Mitarbeitenden ist ebenfalls entscheidend. Dazu gehört das Tragen leichter und luftiger Kleidung sowie die Planung von regelmäßigen Pausen. Gleichzeitig muss die Wärmeabgabe des Körpers erleichtert werden. Maßnahmen wie Ventilatoren oder Kühlwesten können hierbei unterstützen.

Ein wesentlicher Bestandteil eines Hitzeschutzprogramms ist die Sicherstellung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr. Arbeitgeber sollten deshalb dafür sorgen, dass die Mitarbeiter regelmäßig trinken. Zudem spielt die Akklimatisierung der Beschäftigten eine große Rolle. Neue oder ungewohnte Tätigkeiten sollten langsam angegangen werden, damit sich der Körper an die Hitze gewöhnen kann.

Darüber hinaus sollte jeder Arbeitsplatz mit einem Erste-Hilfe-Set ausgestattet sein und die Mitarbeitenden sollten wissen, wie sie bei hitzebedingten Notfällen reagieren müssen. Regelmäßige Unterweisungen zum Thema Hitze sensibilisieren die Mitarbeitenden für die Gefahren durch Hitze und informieren über präventive Maßnahmen.

Gesundheitsrisiken durch Kälte

Kälte kann das Immunsystem schwächen und zu Erkältungen oder Atemwegserkrankungen führen. Unterkühlung und Erfrierungen sind ebenfalls Risiken, besonders bei unzureichender Schutzkleidung oder langen Arbeitszeiten ohne Pausen. Kälte kann auch die Blutzirkulation stören, was zu Schmerzen in Händen und Füßen führt und in der Folge das Verletzungsrisiko erhöht. Außerdem kann die körperliche Leistungsfähigkeit sinken, was das Unfallrisiko erhöht und darüber hinaus die Arbeit erschwert.

Um diese Gefahren zu vermeiden, ist möglichst warme, isolierende Kleidung zu tragen, wie Handschuhe und Stiefel, und regelmäßige Pausen in wärmeren Bereichen sind einzulegen. Für längere Arbeiten in der Kälte sind je nach Temperatur und Arbeitsdauer bestimmte Aufwärmphasen notwendig.

Richtwerte für Arbeiten in großer Kälte:

  • Bei einer maximalen Kälteexposition von 150 Minuten bei Temperaturen zwischen –5 und +15 Grad sollte man sich 10 Minuten aufwärmen.
  • Bei Temperaturen bis zu –18 Grad sollten Beschäftigte maximal 90 Minuten arbeiten und sich danach 15 Minuten aufwärmen.
  • Bei Temperaturen unter –18 Grad sind nach 90 Minuten Arbeit 30 Minuten Aufwärmzeit empfohlen.
  • Die Aufwärmzeiten sind jeweils nach der maximalen Kälteexposition einzuhalten. Schulungen über die Risiken und Schutzmaßnahmen sind ebenfalls wichtig.

Gesundheitsrisiken durch Lärm 

Über fünf Millionen Menschen in Deutschland sind regelmäßig Lärmpegeln über 85 Dezibel ausgesetzt, was das Gehör schädigen kann. Lärm ist an vielen Arbeitsplätzen ein großes Problem und kann die Gesundheit der Mitarbeitenden ernsthaft schädigen. Ob in Fabriken, auf Baustellen oder in Großraumbüros – hohe Geräuschpegel können langfristig zu Gesundheitsproblemen führen. Neben Hörverlust und Tinnitus kann Lärm auch Stress, Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Lärm beeinträchtigt zudem die Konzentration und erhöht das Unfallrisiko.

Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, Lärmschutzmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören die regelmäßige Kontrolle der Lärmbelastung und das Bereitstellen von Gehörschutz. Lärmintensive Maschinen sollten möglichst ersetzt oder abgeschirmt werden. Mitarbeiter sollten über Lärmrisiken informiert und im Umgang mit Schutzmitteln geschult werden.

Pausen in ruhigeren Bereichen können ebenfalls helfen, die Belastung zu verringern. Diese Maßnahmen sind nicht nur wichtig für die Gesundheit, sondern auch für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und verbessern gleichzeitig das Arbeitsklima.

Sturz- und Absturzrisiken

Absturzunfälle stellen eine erhebliche Gefahr am Arbeitsplatz dar, und die Schwere der Verletzungen ist oft hoch, selbst bei Stürzen aus geringeren Höhen von weniger als 2 Metern. Absturzunfälle passieren häufig durch defekte oder unsachgemäß verwendete Leitern, von Gerüsten oder durch Stürze von Dächern, Dachstühlen und Dachöffnungen. Die schwersten und tödlichen Unfälle treten oft von großen Höhen wie Dächern oder Glasdächern auf, weil die Sturzhöhen hier groß und die Verletzungen entsprechend schwer sind. Absturzunfälle können schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen, die lange dauern können. Deshalb machen diese Unfälle einen großen Teil der Kosten für Behandlung, Rehabilitation und Renten aus. Diese Kosten wirken sich mittelbar auch auf die Beiträge der Unternehmen zu den Unfallversicherungen aus. Und: Wenn ein Mitarbeiter wegen eines schweren Absturzunfalls wochenlang ausfällt, hat das oft große Auswirkungen auf die Organisation und Finanzen des Unternehmens.