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Nachgefragt: Wie wurdest du zum Isolier-Influencer, Todor?

Todor, wer dich noch nicht kennt: Was sagst du demjenigen über dich – was machst du und wo könnte man dir vielleicht in der Branche der Technischen Isolierung schon begegnet sein?

Ich bin normaler Arbeiter, ein Isolierer, der nebenbei YouTube-Lernvideos macht. Ich möchte das noch weiter ausbauen. Meine Leidenschaft, kann man sagen, ist das Verarbeiten von Blech! So wie andere gern malen oder zeichnen oder mit Holz arbeiten, ist meine Leidenschaft die Metall- und Blechbearbeitung.

Dann ist dein YouTube-Kanal eine zweite Leidenschaft? – Dein Kanal „Sheet Metal Workshop“ hat 14.300 Abonnenten, dein Erklärvideo aus dem letzten Jahr über den 90°-Bogen, den „Elbow“, ist sehr erfolgreich, es hat derzeit über 165.000 Abrufe. Wie hat sich das entwickelt?

Immer schon wollte ich mehr machen als in der Werkstatt arbeiten oder draußen isolieren. Ich habe im Jahr 2017 damit angefangen und hatte vorher schon lange Ideen dafür im Kopf. Auf YouTube habe ich selbst immer mal gesucht, ob es etwas gibt. Aber da war nichts. Das war so ungefähr in den Jahren 2010 oder 2011. Und da gab es einfach nichts über das Thema Isolierung. Da dachte ich zuerst: Da ist nichts, dann interessiert es keinen Menschen. Heute weiß ich: Hätte ich damals das Video über den Bogen produziert und hätte es online gestellt, wäre ich heute schon viel weiter und könnte vielleicht schon davon leben.

Der Zollstock von RM Rudolf Müller Medien schaffte es auch schon in Todors Container-Werkstatt. - © Todor Gajanovic
Der Zollstock von RM Rudolf Müller Medien schaffte es auch schon in Todors Container-Werkstatt.

Was treibt dich an, neben dem Fulltime-Job deinen YouTube-Kanal „Sheet Metal Workshop“ zu betreiben?

Ich habe lange Zeit als Subunternehmer gearbeitet, in NRW habe ich zum Beispiel „eine große Runde“ gemacht und war in vielen großen Firmen und habe sie gut kennengelernt. Manchmal war ich vier oder sechs Monate dort oder sogar noch länger. Man hat viel mit Lehrlingen zu tun. Die haben in Hamm oder Krefeld in den Ausbildungszentren gelernt. Wenn ich mitbekommen habe, was sie da machen, und gesehen habe, dass sie sich ein bisschen quälen an den Maschinen, habe ich es ihnen gezeigt. Sie haben es dann geschafft und waren von sich selbst dann ganz begeistert, dass sie es auf einmal konnten.
Diese Situationen haben sich öfter und auf verschiedenen Baustellen wiederholt und ich wurde immer wieder gefragt: „Wieso machst du keinen YouTube-Kanal darüber? Es gibt nichts im Internet.“
Im Jahr 2017 habe ich mit ein paar Videos den Anfang versucht. Der Erfolg war noch nicht so groß. Wie gesagt: Ich hätte direkt mit dem Bogen-Video anfangen sollen. Im Nachhinein weiß ich das: Das meistgemachte sollte man als erste Videos produzieren. Und mit diesem 90°-Bogen war ich dann eigentlich spät. Aber damals hatte ich auch noch keine eigene Werkstatt für die Aufnahmen.

Wie hast du die Filme gemacht?

Ich habe die Videos immer in Firmen gemacht, die ich vorher natürlich um Erlaubnis gebeten habe. Das hatten sie aber eigentlich nicht so gern, obwohl ich das immer nach Feierabend gemacht habe. Das habe ich als Bremse empfunden: Ich hatte nicht die Freiheit zu filmen, bis ich im Jahr 2020 ein Gelände gefunden habe, wo man sich Container mieten konnte und ich mir eine eigene Werkstatt realisiert habe.

Wie sind die Bedingungen heute, wenn du drehst?

Es ist je nach Jahreszeit unterschiedlich. Im Sommer kann es zu heiß sein, im Winter zu kalt. Frühling und Herbst sind gute Zeiträume. Mittlerweile ist ein Teil isoliert, zum Beispiel habe ich die Decke von außen und innen isoliert. Aber es ist problematisch. Ich habe eine Heizung, dann wird es warm, aber dann sammelt sich Kondenswasser. Dann werden die Maschinen feucht und es besteht dann natürlich Rostgefahr. Die Maschinen muss ich dann gut abtrocknen, wenn ich fertig bin. Das muss ich beachten.
Der Werkstatt-Container ist die günstigste Möglichkeit für mich, Videos aufzunehmen, obwohl er auch einiges an Geld kostet: Ich zahle monatlich Miete und zusammen mit dem Einrichten der Werkstatt hat das sicherlich Kosten verursacht, wovon ich ein Auto hätte kaufen können. (lacht)
Als ich die Marke von 10.000 Abonnenten geknackt habe, dachte ich, jetzt geht es los und habe mit YouTube-Werbeschaltungen in meinen Videos angefangen. Damit verdient man aber sehr wenig.

Den YouTube-Kanal betreibst du neben deinem Beruf als Isolierer. Das ist zeitlich sehr aufwendig, oder?

Neben dem normalen Arbeiten von Montag bis Freitag habe ich auch noch die Familie. Manchmal bleibt dann nur noch der Sonntag übrig, um zu filmen. Ich habe versucht, mindestens ein Video im Monat zu machen. Das ist im Sommer etwas leichter, wenn die Tage länger sind. Trotzdem ist es anders, nach einem Arbeitstag ein Video zu drehen, als wenn man morgens frisch anfängt. Es gibt Videos, die kann ich spontan machen, wie Maschinenverarbeitungen, bei denen ich nicht viel erklären muss. Aber es gibt auch Abwicklungen, bei denen es natürlich wichtig ist, dass ich ganz genau übertrage – so, wie es eben richtig ist und damit ich keine falschen Informationen gebe. (lacht) Je populärer man wird, desto schärfer sind die Kritiker natürlich auch.

Du legst großen Wert auf Qualität bei deiner Arbeit. Was denkst du über die Digitalisierung in deinem Beruf? Hilft sie und wird sie immer mehr Realität auch auf den Baustellen?

Sehr, sehr langsam. Es gibt Firmen, die das schon machen. Konstrukteure, die damit arbeiten, haben jedoch häufig nicht so viel Ahnung von Isolierung. Deshalb ist es anders, wenn ich selbst als gelernter Isolierer eine Konstruktion erstelle, weil ich genau weiß, wie die Realität ist. Ich habe schon einmal für meinen Computer eine komplette Baustelle in 3D bekommen. Dann kann man die Einzelteile auf die Software ziehen und anhand von bestehenden Maßen die Isolierung dazu planen und dann die Blechverkleidung machen.
Einmal hat der Kesselbauer eines Werks mir 1:1 die 3D-Planung mit Navisworks von Autodesk gegeben. Es gibt aber auch Aufmaßprogramme wie die von Schwartmanns oder Mabi für deren Maschinen.
In der Zukunft stelle ich mir eine App auf dem Handy vor, mit der man das Aufmaß macht, schickt das vom Handy aus in die Werkstatt und schon ist das Teil in Produktion.

Todor Gajanovic zeigt in seiner Container-Werkstatt, wie Isolieren geht. Auf YouTube erreicht er eine weltweite Community. - © Todor Gajanovic
Todor Gajanovic zeigt in seiner Container-Werkstatt, wie Isolieren geht. Auf YouTube erreicht er eine weltweite Community.

Man sieht es auf deinem YouTube-Kanal: Du bist voller Ideen und ziemlich kreativ. Du hast zum Beispiel einen Smoker mit klassischen Isolierblechen und -werkzeugen gebaut, kürzlich einen Leuchtturm. Dann findet man auch ein Video zu einem „Grill der Extraklasse“. Was ist dein nächstes Projekt?

Die Ideen für den Smoker und den Grill kommen von meinem Vater. Er ist auch Klempner und Isolierer. Er war damals in Holland auch selbstständig und damals habe ich ihm auch in der Werkstatt geholfen. Und den Grill und den Smoker und auch den Koffergrill habe ich mir von ihm abgeguckt und später verfeinert. Ich hatte nämlich die Möglichkeit, die Teile digital zu erfassen und per Laser ausschneiden zu lassen.
Der Grill wird im Moment digital von mir gezeichnet und vielleicht kommt irgendwann auch noch ein Video davon. Mein Kanal heißt ja auf Deutsch Tafelblech-Werkstatt. Man kann mit Tafelblech nicht nur Isolierung machen, sondern auch künstlerische Teile wie den Leuchtturm, den Grill oder sogar auch ein Kehrblech.

Todor, du warst auch auf der FESI Industrial Insulation Championship im letzten Jahr, wo wir uns kennengelernt haben. Du hast dort mit einer 360°-Kamera live berichtet und auch Filme zur Veranstaltung produziert. Graeme Bell haben wir (TI-Redaktion und AFAG Messen und Ausstellungen) per Videocall schon kennenlernen können. – Welche gemeinsame Geschichte verbindet dich denn mit Graeme Bell?

Ich habe von meinem Vater sehr viel gelernt und habe mit sehr vielen sehr guten Klempnern zusammengearbeitet. Aber als ich damals Graeme Bell kennengelernt habe, habe ich gemerkt, dass er nicht nur als Isolierer gut ist. Er hat großartige mathematische Fähigkeiten. Im Jahr 1995 haben wir über ein Jahr lang zusammen in Ostdeutschland auf einer Baustelle gearbeitet. Im Jahr 2004 haben wir noch einmal zusammengearbeitet, das war in Kopenhagen. Das war eine große Kesselarbeit, wo er der Bauleiter war. Er hat mir viel über Bauleitung beigebracht und war und ist immer noch ein großes Vorbild für mich. Er ist heute nicht mehr in der Werkstatt so aktiv, sondern mit CAD-Arbeiten. Aber er hat es noch drauf, ist ein sehr ehrlicher Mensch und hilft jedem.
Es gibt Leute auf Baustellen, die Angst haben, ihr Wissen zu teilen. Aber wenn man Teamgeist hat, dann geht die Arbeit besser, dann geht es der Firma gut – und dann geht es uns noch besser.

Das klingt interessant und spannend. Vielen Dank, Todor, für das Gespräch!

Todor Gajanovic: Sheet Metal Workshop auf YouTube

Das Interview ist erschienen im Fachmagazin TI – Technische Isolierung 1.2024