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TIPCHECK-Energieaudit in einem Wiener Amtsgebäude

Gerade in Zeiten ansteigender Energiekosten und dem Streben nach Unabhängigkeit von russischen Gasimporten liegt ein großes Augenmerk auf möglichen Energieeinsparpotenzialen. In Deutschland können beispielsweise gemäß einer aktuellen Studie durch eine effiziente Dämmung in der Industrie fünf Prozent der russischen Gasimporte eingespart werden.

Zu einer effizienten Dämmung in der Industrie zählen dabei der Kraftwerksbau und die Prozessindustrie gleichermaßen, wie auch die Dämmung in der Haustechnik, ob in Schulen, öffentlichen Gebäuden oder auch in Hotels und Krankenhäusern. Ein Paradebeispiel für mögliche Einsparpotenziale im Heizungsbereich stellt ein Wiener Amtsgebäude dar, in dem ein TIPCHECK-Energieaudit durchgeführt wurde.

Die Planung der Durchführung gestaltete sich anfangs als sehr schwierig, da coronabedingt erhebliche Zugangsbeschränkungen vorherrschten. Gleichzeitig war es jedoch ausschlaggebend, dass der TIPCHECK noch während der laufenden Heizperiode durchgeführt wurde, damit die entsprechenden Temperaturen auf den Heizungsbestandteilen gemessen werden konnten.

Dämmung aus den 1960er Jahren

Nach einer intensiven Abstimmung zwischen der Gebäudeverwaltung, dem vermittelnden Isolierbetrieb Firma Ing. Rudolf Duschek GmbH aus Wien, Österreich und dem TIPCHECK-Ingenieur Andreas Wald von Knauf Insulation konnten im März letzten Jahres endlich mithilfe einer Wärmebildkamera und eines Lageplans die nötigen Aufnahmen und Messungen in der Heizungszentrale vorgenommen werden.

In dem alten Gewölbekeller, der noch aus der Kaiserzeit stammt, fanden die Fachmänner alte Rohrleitungen vor, deren Dämmung aus 20 mm Glaswolledämmung aus den 1960er Jahren bestand. Die Ummantelung wurde damals mittels einer Gipsschicht durchgeführt, die aufgrund ihres Alters teilweise bereits sehr stark porös oder beschädigt war. Zusätzlich war die dahinter befindliche Dämmung an mehreren Stellen stark beeinträchtigt bzw. teilweise überhaupt nicht mehr vorhanden.

Wärmebild: Versorgungsleitung mit Wärmebrücke im Bereich des Auflagers - © Knauf Insulation
Wärmebild: Versorgungsleitung mit Wärmebrücke im Bereich des Auflagers

Bestandsaufnahme der Schwachstellen

Die Dämmung der insgesamt ca. 7.000 m Heizungsleitungen wies zahlreiche Schwachstellen auf. Auch an den Flanschen und Armaturen waren deutliche Wärmeverluste erkennbar. Diese Wärmeabstrahlung wurde auch bereits durch die vor Ort herrschende Umgebungstemperatur spürbar. Während für gewöhnlich in alten Gewölbekellern eher niedrige Temperaturen vorherrschen, waren die Räumlichkeiten auffällig warm. 

Nach einer umfassenden Bestandsaufnahme in den Kellerräumen und einer anschließenden Berechnung am Schreibtisch wurde schließlich sehr schnell klar, dass bereits mit einer relativ geringen Investition in eine neue Dämmung diese sich in kürzester Zeit zurückzahlen würde. Trotz der verhältnismäßig niedrigen Mediumstemperatur in den Leitungen ergab sich eine kurze Amortisationsdauer von ca. drei Jahren.

Anhand dieses Beispiels zeigt sich einmal mehr, dass sich ein genauer Blick hinter die Kulissen des Heizungsbaus rentieren kann. Jeder kleine Baustein im gesamten Mosaik der Energiewirtschaft kann einen großen Beitrag zum Gesamterfolg leisten, von der Ersparnis für den jeweiligen Anlagebetreiber ganz zu schweigen. Aus diesem Grund engagieren sich auch immer mehr Unternehmen der Dämmbranche dafür, die Energieaudits voranzutreiben.

Der Artikel ist unter dem Titel "Das Erbe der Kaiserzeit in neuem Gewand" auch in Ausgabe 4.2022 der Fachzeitschrift TI – Technische Isolierung (November 2022) erschienen.